Die Azoren. Endlich!
Eigentlich tragen diese wunderschönen Inseln einen falschen Namen. Acor heißt auf Spanisch Habicht. Es gibt aber gar keine Habichte auf den Azoren, sondern nur Bussarde in großer Zahl! Die Entdecker der Azoren haben die Vögel schlichtweg verwechselt und die neu entdeckten Inseln nach dem hier überhaupt nicht vorkommenden Habicht benannt. Dabei blieb es. Eine kuriose Geschichte und sie passt perfekt zu diesem mitten im Atlantik liegenden Archipel. Die Azoren haben noch viele andere Namen: die neun Blumentöpfe in den Weiten des Atlantik, das Hawai Europas, Wanderparadies, Blumeninseln, Käseparadies, Treffpunkt der Wale, des Seglers Sehnsuchtsinseln. Eines sei schon einmal vorweg genommen - es trifft alles zu und jede Insel dieses Archipels ist speziell und mit ihren Schwestern nicht unvergleichbar.
Unsere erste Azoreninsel, die wir von Spanien kommend anlaufen, ist Terceira. Nach sieben Tagen auf See fällt unser Anker vor dem Strand der kleinen Stadt Praia da Vitoria. Praia da Vitoria ist benannt nach ihrer ruhmreichen Rolle in einem der zahlreichen Unabhängigkeitskämpfe Portugals von Spanien. Für Segler ein sehr anziehender Ort, denn Praia bietet praktisch den einzigen gut geschützten Ankerplatz des Archipels. Zusätzlich gibt es hier einen Flughafen und einen Tag nach unserer Ankunft landet zu unserer großen Freude hier auch Anna.
Praia ist auch nach dem schönen langen, goldgelbem Sandstrand benannt an dem es liegt. Hier gibt es richtiges Familien-Beach Life und es herrscht ansteckende Ferienstimmung. Die Wassertemperatur ist überraschend angenehm und wir wandeln uns zu einem Badeschiff - von Bord aus ins kühle Nass zu springen ist nach den vielen Sommern in kalten Gegenden, purer Genuss! Außerdem gibt es eine sehr nette Strandbar. Natürlich muss auch der Rest der Insel erkundet werden. Wir fahren nach Angra de Heroismo, das eine sehr heroische Rolle im Kampf gegen die Spanier gespielt hat und auch einmal Hauptstadt des Archipels war. Eine sehr hübsche Stadt, der man ihren einstigen Reichtum heute noch ansieht. Es schlendert sich gemütlich vorbei an Villen und Palästen, über schön angelegte Plätze und durch gepflegte Parks. Alle Gehsteige und Plätze haben Pflasterungen in verschiedenen Mustern. Ein sehr schöner Anblick und ein Merkmal der Azoren - alle Städtchen und Dörfer haben diese gepflasterten Steige und Plätze in schönen Mustern.
Auf Terceira wandern wir das erste Mal durch einen schattigen Lorbeerwald, schwimmen zum ersten Mal in von der Natur geschaffenen Meeresschwimmbecken aus Lava - dicht, aber gut geschützt vor der tosenden Brandung des Atlantiks. Lorbeerwald und diese Art Strand wird uns auf allen Inseln begegnen.
Weltpolitisch hat diese kleine Insel ebenfalls eine Rolle gespielt: Im Zweiten Weltkrieg errichteten die Briten hier einen Militärflughafen, den die Amerikaner nach dem Krieg übernahmen und bis heute als Militärflughafen halten. In Spitzenzeiten lebten hier bis zu 3000 GIs mit ihren Familien in einer eigens für sie errichteten und abgeschotteten Kleinstadt namens Lajes. Heute sind es nur mehr ca. 150 GIs und Lajes gleicht einer Geisterstadt. Von der Anwesenheit vieler Amerikaner zeugt das Warenangebot im Supermarkt und das Angebot in den Lokalen: Pop Tarts, Peanut Butter, Tiefkühlpizza und Fast Food in großer Auswahl.
Eine Spezialität auf Terceira sind die täglich stattfindenden Stierkämpfe auf den Straßen der Dörfer. Die Stiere werden entweder durch die Straßen gejagt und mutige Männer laufen vor ihnen her oder sie werden auf der Dorfwiese von der mutigen Dorfjugend provoziert. Alles unter dem Gejohle der anwesenden Schaulustigen. In Portugal werden die Stiere in der Arena generell nicht getötet, sondern "nur" mit Lanzen gepiekst.... Für mich trotzdem eine fragwürdige Tradition und wir können diesem Provozieren zur Belustigung nichts abgewinnen. Zum Teil erscheinen uns die Tiere panisch vor Angst und tun uns leid. Wie in Spanien, ist es auch in Portugal nicht möglich, den Stierkampf abzuschaffen. Die Menschen hier sind stolz auf diese Tradition und sehen sich dieses Spektakel gerne an.
Weiter geht es hier mit Sao Jorge.
Stay tuned!