
Landfall auf Martinique! Mit dem Schiff und dem Körper sind wir da! Aber wie lange dauert es bis auch der Kopf zu 100% an einem Ort angekommen ist? Wir sind im Schneckentempo über den Atlantik gesegelt und trotzdem fühlt es sich auch Tage nach unserer Ankunft an, als hätte es uns von heute auf morgen plötzlich in eine andere Welt verschlagen. Alles ist anders, die Luft, die Farben, der Himmel, das Meer, die Geräusche, die Gerüche.

Wir waren schon einmal hier - vor 24 Jahren. Mit einem anderen Schiff und als junge Familie mit Kleinkind. Für dieses zweite Mal "Karibik", haben wir uns vorgenommen an keinen Ort zu fahren an dem wir damals schon waren. Martinique ist die Ausnahme. Außerdem treffen wir hier das "Kleinkind von damals". Anna landet ein paar Tage nach unserem Landfall. Es herrscht große Wiedersehensfreude!

Für uns alle drei, ist Martinique ein guter Platz in der Karibik zu landen. Wir genießen den charmanten Mix von Kreolischer und Französischer Lebensart. Auf dem Markt erstehen wir köstliche Accras und Trink-Kokosnüsse und faulenzen am Strand unter Palmen. Herrlich!
Der Ankerplatz vor Saint Anne ist ziemlich voll. Yachten aus aller Herren Länder liegen vor Anker. An Land gibt es alles was des Cruisers Herz begehrt: einen Landesteg fürs Dinghi, Customs&Immigration, Supermarkt und einen kleinen Gemüsemarkt, Laundry, nette Bars und einen wundervollen Strand. Es ist heiss und schwül und es regnet mehrmals - vor allem in der Nacht. Das bedeutet, Luken zu, dann wieder auf, dann wieder zu.

Für das Weihnachtsfest verholen wir uns an einen der schönsten Ankerplätze von Martinique - in die Ainse des Salines. Hier schaukeln wir im türkisen Wasser vor einem langen Palmenstrand. Unser Mini-Weihnachtsbaum braucht eine kleine Reparatur bevor er Weihnachtsstimmung verströmen kann. Der kleine Plastikbaum und "Feliz Navidad" aus dem Lautsprecher, geben sich zwar große Mühe, aber so richtige Weihnachtsstimmung...? Wir sind uns einig, Weihnachten in den Tropen fühlt sich irgendwie schief und ein wenig aufgesetzt an.
Am Strand herrscht Badebetrieb mit Weihnachtsdeko. Wir sind auch "in Schale" und genehmigen uns einen nachmittäglichen Weihnachtsrumpunsch. Nicht die beste Idee in diesem Klima - aber es ist ja nur einmal im Jahr Weihnachten!
Ein wunderschöner Segelschlag mit ordentlichem Passat, bringt uns nacn Saint Pierre an Martiniques Nordspitze. Saint Pierre war bis 1902 Martiniques Hauptstadt, bis zu 30.000 Menschen lebten hier. Der Hafen war einer der bedeutenden Handelsplätze der Karibischen Inseln bis der Vulkan des Mont Pelee ausbrach und Saint Pierre komplett zerstörte. Die Stadt hat sich nie mehr wieder von dieser Katastrophe erholt und ist bis heute ein etwas verschlafen wirkendes Straßendorf mit schönem Strand und ruhigem Ankerplatz.
An unserem letzen Abend vor Anker in Saint Pierre, sitze ich an Deck und schaue in den Sonnenuntergang. Es ist alles vorbereitet für den nächsten Schlag zur nächsten Insel, wir rollen ein bisserl am Anker, von Land klingen Trommelklänge herüber, eine Ankerkette rasselt, das Boot neben uns geht Anker auf, die Crew winkt zum Abschied. Hier spüre ich es jetzt zu 100%: Wir sind angekommen.
