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Bahamas - San Salvador und Conception Island

Der zweite Anlauf die Bahamas zu erreichen, verläuft ohne außergewöhnliche Vorkommnisse - bis auf einen Passagier am Bug. Ewig fliegt ein Tölpel um uns herum, schwebt über dem Cockpit, schaut uns richtig an, als würde er abwägen, ob wir ihn eh nicht zum Abendessen verspeisen wollen. Wir machen anscheinend einen vertrauenswürdigen Eindruck, denn er lässt sich auf unserem Anker nieder und segelt dort bis zum Morgen mit.

Ich finde es sehr herzerwärmend wenn so etwas passiert. Während meiner Wache schaue ich immer wieder nach unserem Passagier. "Kopferl unterm Flügerl" sitzt er da vorne, balanciert jede Welle aus und scheint ganz entspannt zu schlafen.... Wie bitte geht das?

noch ein prüfender Blick bevor er das Kopferl unter den Flügel steckt
noch ein prüfender Blick bevor er das Kopferl unter den Flügel steckt
Willkommen an Bord! Endlich!
Willkommen an Bord! Endlich!

Auf dieser Passage stehen wir ein bisserl unter Druck, denn es ist uns noch nie passiert, dass wir zu einem ausgemachten Treffpunkt nicht rechtzeitig im Hafen waren. Nun, jetzt ist "das erste Mal". Wir laufen um einige Tage zu spät in Cockburn Town auf San Salvador ein, um unsere lieben Freunde Gabriela und Andreas abzuholen. Seewasserpumpenbedingt.

Zum Glück haben die beiden drei Wochen Bahamas geplant, sind in einem schönen Hotel untergebracht und mailen uns unentwegt: "Bitte kein Stress. Uns geht's gut! Schaut's dass ihr sicher ankommt!" Als wir endlich da sind, sind die beiden schon gut auf Bahamianisches Liming eingestellt und deutlich relaxter als wir. Als kleine Entschädigung bringen wir fangfrischen Mahi-Mahi mit. Unser Wiedersehen feiern wir ausgiebigst.

San Salvador ist jene Insel der Neuen Welt von der man annimmt, dass sie Columbus erste Landsichtung und Landnahme war. Im Gedenkjahr 1992 wurde dazu ein Denkmal aufgestellt, das wir natürlich besichtigen. An einem wunderschönen Strand steht ein Kreuz mit Gedenktafel und zeugt vom Beginn der Neuzeit in Europa. Schon bewegend. Was mögen sich die Männer gedacht haben als sie dieses flache, mit Gestrüpp und niedrigen Palmen bestandene Eiland betreten haben? Waren sie enttäuscht, dass die Gewürz- und Goldberge nicht gleich hinter dem Strand zu finden waren, geschweige denn, dass es Frischwasser und Nahrung gab? 

Kalik - das Bier der Bahamas
Kalik - das Bier der Bahamas

Wie hat  Columbus seine Männer beschwichtigt, dass sie schon noch Schätze finden werden "in diesem Indien", dass sie dafür nur lange genug immer weiter segeln müssen?

 

Solche Gedanken spinnen wir  - unterstützt von ein paar Kaliks, in der gemütlichen Beach Bar neben dem Denkmal. Ich könnte mir vorstellen, Columbus Männer hätten einer Taverne an diesem Strand auch viel abgewinnen können.

in Schale zum Customs and Immigration Office
in Schale zum Customs and Immigration Office

Bevor wir weiter segeln, müssen wir offiziell in den Bahamas einklarieren. Dafür müssen wir "kampelt und g'schniegelt" - wie im Hafenhandbuch extra, fast mahnend erwähnt, zum Flughafen der Insel wandern. Trotz elektronischer Voranmeldung, ist das eine umständliche Angelegenheit. Endlich sind alle Zetteln ausgefüllt, unsere Pässe gestempelt, ein Cruising Permit ausgestellt und wir um 350 Dollar ärmer. Kleine Kuriosität am Rande: Stravanza darf 90 Tage lang im Land bleiben, wir nur 40... 

Einfach nur schauen
Einfach nur schauen

Jetzt können wir Anker lichten und ein Stück weiter nach Westen segeln. Der Ankerplatz vor San Salvador Stadt  hat uns schon auf Kommendes eingestimmt:  Glasklares Wasser in unglaublichen Farben von Dunkelblau bis Helltürkis, gesäumt von weißen Sandstränden, ankern auf zwei Metern Wassertiefe und darunter, unter dem Boot schwebende Ammenhaie und Rochen und unaufhörliches Staunen, Staunen, Staunen über diese Naturschauspiele. 

Als nächstes fall unser Anker auf Conception Island - eine unbewohnte Insel und Nationalpark im Exuma Sound. Hier wettern wir, gut geschützt, ein Tief mit Starkwinden ab, spazieren den ewig langen Strand entlang, schwimmen und schnorcheln, klettern in den Felsen herum oder sitzen einfach nur da und schauen, können uns nicht sattsehen an den Farben des Wassers. 

Ankerplatz Conception Island
Ankerplatz Conception Island

Mit uns liegen nur drei weitere Boote hier und eines Morgens hängt Einhandsegler Adam an unserem Heck und fragt, ob wir mitkommen wollen "ums Eck", in die nächste Bucht. Er "kennt" dort einen Delfin, der gerne mit Tauchern und Schnorchlern schwimmt. Was für eine Frage! Natürlich wollen wir das! So fahren wir mit seinem Boot an den Platz "ums Eck", springen ins Wasser und warten. Und tatsächlich! Es tauchen sogar zwei Delfine auf und kommen uns sehr nahe. Was für ein Erlebnis! Mir fehlen schlichtweg die Worte.

Abends treffen wir uns zum Sundowner und Seglerlatein-Austausch am Strand. Bilderbuchtage auf Conception Island.

Absolut erwähnenswert ist, dass wir für diese Schnorchelpartie unsere über 25 Jahre alten Neoprenanzüge aus dem "Keller" der Stravanza holen. Und was soll man sagen? Sie passen! Wir können darin sogar eigermaßen normal atmen! :-)

Stay tuned!