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St. John's

täglich checken wir Erins Laufbahn...
täglich checken wir Erins Laufbahn...

 

 

Schon seit längerem beobachten wir argwöhnisch die Zugbahn von Hurricane Erin. Der Wirbelsturm könnte auf Neufundlands Südostküste treffen, jedoch mit Sicherheit a**chknapp vorbeischrammen. Die vorausgesagten Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 Knoten lassen uns graue Haare wachsen. 

 

Im Hafen von St. John's wähnen wir uns gut aufgehoben. Der Hafenkapitän weist uns im  hintersten Hafeneck, im Becken der Coast Guard einen Platz zu.

bei der Coast Guard liegen wir sicher!
bei der Coast Guard liegen wir sicher!

Da sind wir extra so weit in den Norden gesegelt und jetzt kommt uns der erste Hurricane der Saison bis da herauf hinterher? Reinste Ironie.

Gail und Brian, die wir in Fleur de Lys kennengelernt haben, sind zurück von ihrem Törn und holen uns für einen Ausflug ab. Sie zeigen uns ihre Stadt: die hübschen bunten Jelly Bean Houses von St. John's, fahren mit uns an den östlichsten Punkt des amerikanischen Kontinents - Cape Spear und nach Petty Harbour.

Cape Spear ist von Wien und Vancouver gleich weit entfernt. Von hier aus gerade aus nach Osten, würde man nach "ein paar Tagen" auf See, in etwa in Brest landen. 

Der älteste Leuchtturm Neufundlands steht stoisch am Kap. Was hat er nicht alles gesehen? 

Traumtag am Cape Spear
Traumtag am Cape Spear

Petty Harbour präsentiert sich uns im sanftesten Abendlicht.  Es ist Sonntag Abend und viele kleine Boote waren bei diesem herrlichen Wetter zum Food Fishing  draußen. Der Fang wird ausgeladen, die Boote werden versorgt, Stegnachbarn plaudern miteinander. Das Licht, die Stimmung, die Geräuschkulisse, die liebevoll in bunten Farben gestrichenen Bootshäuser und Hütten dieses kleinen Hafens, bezaubern uns.

Zum Abendessen laden uns Gail und Brian in ihr schönes Zuhause, in einem Vorort von St. John's ein. Brian bereitet in der Pfanne das Beste vom Kabeljau zu: gebackene Kabeljauzungen und - wangen - "cod cheeks and tongues". Sehr zu empfehlen! Dann serviert er ein hervorragendes Fish Stew, natürlich mit selbst gefangenem Cod - what else?! Als Mitbringsel stellen wir das Elch- und Seehundgulasch aus Fleur de Lys auf den Tisch. Einerseits weil wir wissen, dass Brian beides sehr gerne mag und andererseits, weil wir bei der Verkostung des Seehundgulasch Unterstützung brauchen! Es wäre viel zu schade, es wegzuwerfen falls es uns gar nicht mundet.

Also, das Fleisch in diesem Seehundgulasch war sehr weich und gut gewürzt, überhaupt nicht fischig aber so richtig begeistert hat es Robert und mich nicht. Anna hingegen hat ein neues Lieblingsgericht entdeckt! Brian warnt allerdings, dass nicht jedes Sealstew so gut zubereitet ist! Es wird ein langer und sehr lustiger Abend.

Zum Duschen pilgern wir ins Fitness Center. Für Segler gibt es Gratiszugang. Drei Tage lang könnten wir sogar jede Fitness Class und das Gym benutzen! Wir nutzen die Zeit aber lieber für die Erkundung der Stadt und ihrer Umgebung.

 

Vom Stadtzentrum aus führt ein Wanderweg über steile Klippen auf den Signal Hill, zum Cabot Tower.

Von hier aus haben wir eine wunderschöne Aussicht auf The Narrows und den Naturhafen von St. John's.

wunderbarer Naturhafen St. John's
wunderbarer Naturhafen St. John's

Vom Cabot Tower aus sendete Marconi am 12.12.1901 das erste Funksignal über den Atlantik - nach Cornwall. Für mich als Amateurfunkerin, ein spezieller Ort. Hier wurde das Zeitalter der Telekommunikation eingeleitet - mit der Morsetaste! Wir alle wissen, wohin die Vision Marconis, für die er vehement kämpfen musste, um sie ausführen zu können, geführt hat.

Der schöne Wanderweg führt uns weiter über die Klippen ins hübsche Fischerdorf Quidi Vidi. Bei strahlend blauem Himmel scheint dieser Ort wie aus einem Werbeprospekt für Neufundland gehüpft.

Hier wird in der gleichnamigen Brauerei "Quidi Vidi", das berühmte "Iceberg" gebraut. Garantiert ausschließlich mit Wasser von Eisbergen! 

Für den Abend haben wir einen Termin im Pub "Christians" zum "Screech-In". Wir sind wild entschlossen "Honorary Newfoundlanders" zu werden. Dafür müssen wir eine alte Zeremonie durchlaufen. Der Zeremonienmeister "Skipper Luke", führt uns Anwärter durch den Prozess. Zuerst erhalten wir eine humorvolle Lektion über die Geschichte Neufundlands und seine Rolle in der Weltgeschichte überhaupt, dann müssen wir möglichst akzentfrei ein paar Newfie-Redewendungen nachsprechen, eine Scheibe Newfoundland-Steak "Bologna", verspeisen und ein ziemlich großes Glas Jamaica-Rum in einem Zug leeren. Der Höhepunkt ist, einen Kabeljau zu küssen! Damit sind wir vollwertige "Honorary Newfoundlanders", besiegelt mit Urkunde, Stempel und Unterschrift! 

Mit ihrem Newfie-Zertifikat, hundert Umarmungen, Bussis und "Baba's" im Gepäck, steigt Anna am folgenden Tag in den Bus zum Flughafen - in nur vier Stunden Flugzeit wird sie in Dublin landen. el zu schnell ist die Zeit vergangen. Es wird wieder ein paar Tage dauern, uns daran zu gewöhnen, dass Anna weit weg ist. Die Kehrseite unseres Fahrtenseglerlebens.

Erinnerungen fürs Familienalbum und in unseren Herzen
Erinnerungen fürs Familienalbum und in unseren Herzen