Nach nur einer Nachtfahrt, landen wir in Europa. Im Hafen von St. Pierre, erwarten uns Hafenmeister und Beamte der Immigration schon am Steg und zack, sind wir in Frankreich einklariert. Irgendwie fühlt sich das ein wenig nach, nach-Hause-kommen an.
Unser erster Weg führt uns in die Boulangerie. Aber die ist komplett ausverkauft. Zwei kleine Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen und es ist absolut verständlich, dass die armen Passagiere dieser Luxusliner die einzige Boulangerie vor Ort stürmen müssen. Die kriegen ja an Bord sicher gar nichts zu essen! Nicht ein Croissant haben sie über gelassen, von Tarte au Citron will ich gar nicht erst anfangen....
Am nächsten Morgen sind wir schlauer und Robert pilgert schon früh morgens in die Bäckerei. Er ergattert noch ein bisserl was, bevor wieder alles weg ist. Wir darben ja schließlich auch schon seit Wochen schon vor uns hin ;-).
St. Pierre et Miquelon hat eine bewegende Geschichte. Nach jahrhundertelangem Hin und Her zwischen dem British Empire und Frankreich, sind die drei winzigen Inseln vor Kanadas Küste, seit 1814 endgültig Französisches Überseegebiet. Trotz ihrer "Größe" spielten die Inselgruppe immer wieder auch mit im Weltgeschehen. Mit ihrer idealen Lage hatten sie immer schon eine gewisse Reputation als ideale Schmugglerinseln für vornehmlich Waffen, Tabak, Alkohol und Drogen. In Zeiten der Prohibition in den USA, ergaben sich hervorragende Verdienstmöglichkeiten. Angeblich hielt sich auch Al Capone mehrmals hier auf. 1903 gab es 33 Cafés im kleinen St. Pierre! Heute - trotz Tourismus, nur mehr ein paar wenige!
Die Hauptstadt St. Pierre versprüht trotz typisch kanadischer Bauweise der Häuser, französisches Flair. Die jungen Leute sprechen meist gut Englisch, Ältere hingegen nur Französisch.
Rund um den Hafen liegen die für den Inselarchipel typischen, traditionellen Dories.
Diese bunten Holzfischerboote hatten und haben auf den Inseln große Tradition im Kabeljaufang.
Sie werden heute noch gebaut, liebevoll gepflegt und für den Hobbyfischfang verwendet. Um den Erhalt der Boote und der Tradition, kümmert sich der Verein Les Zigotos. Die Gewässer rund um St. Pierre und Miquelon unterliegen nicht den kanadischen Restriktionen. Hier kann man jeden Tag mit einem kleinen Boot auf Kabeljaufang gehen.
Frankreich leistet sich dieses, sicher sehr teure Überseegebiet, wegen der Fischereirechte in den hiesigen Gewässern. Drei Mal täglich geht eine Fähre ins Kanadische Neufundland.
Der junge Franzose beim Bootsausstatter bringt es auf den Punkt: Es ist relativ einfach auf dieser kleinen Insel zu leben, wenn so ein entwickelter Staat wie Kanada, vor der Haustür liegt. Die Einwohner von St. Pierre sind per Sondervertrag in Kanada krankenversichert. Medizinische Notfälle werden per Helikopter nach St. John's geflogen.
Eine kleine Wanderung bringt uns in die Hügel über St. Pierre mit schöner Aussicht auf die dem Hafen vorgelagerte, kleine Insel Ile aux Marin. Dass hier in ein paar Wochen Schnee und Eis Einzug halten sollen, ist bei den herrschenden hochsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein, sehr schwer vorstellbar.