Und jetzt geht's rüber nach Faial, wo der Sehnsuchtsort vieler Segler, Horta auf uns wartet! Horta! Welch ein Zauberwort in unseren Ohren! Hier einzulaufen hat schon was.
In der Marina gibt es keinen Platz für uns aber vor Anker liegt man hier eh auch sehr gut und es ist luftiger als in der Marina. Kaum an Land, sind wir schon gefangen von den vielen Grafiities an der Hafenmauer. So viele Bootsnamen, so viele Geschichten, die hinter jedem Bootsnamen stecken und jetzt werden auch wir uns hier verewigen.
Auf Hortas Hafenmauer finden sich viele Österreicher - einige Crews kennen wir und schicken ihnen Fotos, damit sie sehen, dass ihre Werke immer noch gut zu sehen sind. Österreichische Segler sind gut vertreten auf den Weltmeeren! Das soll noch einmal wer was sagen! Von wegen "but you are a landlocked country....?"!
Schnell ist ein Plätzchen wo nur noch "Farbreste einer Segelreise" geblieben sind, gefunden und wir legen los. Es ist heiß, die Farbe rinnt, wir sind uns manchmal nicht einig wie wir vorgehen sollen aber am Schluss sind wir recht zufrieden mit unserem Werk. Viele Segler scheinen wahre Künstler zu sein und haben wunderschöne Murals hinterlassen.
Unseres schaut ein bisserl nach Kindergarten aus, aber wir haben es mit viel Spaß als Familie entworfen und gemalt. Als es fertig ist, sind wir stolz.
Ein Graffiti berührt uns besonders - das der deutschen Jacht "Lop To". Neben der Lop To haben wir 2002 auf Tonga geankert und mit Helmut und Claudia wunderschöne Tage verbracht. Kurz nach unserer Begegnung mussten wir erfahren, dass Claudia plötzlich verstorben ist. Helmut ist eine Zeit als Einhandsegler unterwegs gewesen bis er Kerstin traf. Mit ihr hat er seine Weltumsegelung 2017 beendet. Sein Graffiti trägt die Namen beider Frauen. Gänsehaut.
Jetzt ins berühmte Peters Cafe Sport. Unser erster Eindruck ist, wir sind hier mindestens 20 Jahre zu spät dran. Peters Cafe ist eine Touristenattraktion ersten Ranges. Hier will jeder was trinken und essen und das Ambiente einfangen.
Im Lokal hat sich mit den Jahren wohl nicht sehr viel verändert, es hängen unzählige Fahnen und Wimpel von der Decke und an den Wänden. Es ist viel los, es ist laut und hat ein bisschen was von Massenabfertigung. Trotzdem haben wir Gänsehaut, freuen uns, sind ein wenig stolz auf eigenem Kiel hierher gesegelt zu sein und hier nach alter Traditon einen Gin Tonic bestellen zu können.
In all dem Trubel, nehmen wir nicht an, dass hier irgendjemand Interesse hat, unsere windzersauste Österreichfahne entgegenzunehmen, geschweige denn sie zu all den anderen Fahnen und Wimpeln zu hängen... Aber da täuschen wir uns gewaltig! Young Peter - so stellt er sich vor, nimmt uns mit Freude die Fahne ab, notiert sich die Route, die wir hierher gesegelt sind, fotografiert uns und wir bekommen im Austausch einen Peter's Cafe-Wimpel. Außerdem sollen wir für unsere Fahne gleich einen Platz aussuchen und sie aufhängen, was wir natürlich prompt erledigen! Jetzt hängt sie da im berühmten Cafe Sport neben all den anderen Fahnen!
Peter setzt sich zu uns an den Tisch und erzählt, dass er alle zwei Jahre die Decke und Wände komplett abräumt um Platz für neue Fahnen und Wimpel zun schaffen. Seit den Anfängen dieser Tradition wurde alles im Keller gelagert und nichts weggeworfen! Er hat begonnen alles zu fotografieren und zu digitalisieren. Irgendwann soll es auf der Homepage des Cafe Sport eine Datenbank geben wo Schiffsnamen, Erinnerungsstücke und Fotos abgefragt werden können. Er hat jetzt schon cirka 70% bearbeitet und hofft, in zwei Jahren online gehen zu können. Es gibt ihn noch, den Spirit des Cafe Sport - nur nicht abschrecken lassen vom Trubel!
Unser liebstes Kaffeehaus in Horta war aber das Volga und da waren wir nicht die einzigen. Wir haben dort einige Segler beim Kaffee, Snack oder Drink getroffen. Es liegt bisserl abseits auf einem sehr schönen Platz unter hohen Bäumen und hat nichts vom Trubel des Cafe Sport, führt aber den besten Prego in Town. Prego ist DER portugiesische Snack - ein Steaksandwich, ähnlich einem Hamburger, aber viel besser und kostet ca. EUR 4,-. Ein sehr erholsamer Ort nach den vielen Emotionen, die einen so im Cafe Sport überfallen.
Faial ist aber nicht nur Horta, sondern auch eine wunderschöne Insel! Wir machen eine unglaublich schöne Wanderung entlang eines Bewässerungskanals - einer Levada. Kanal und Weg verlaufen im dichtesten Wald und zum Teil sogar in Tunnels. Wie verzaubert gehen wir diesen Weg. Der Wald ist dicht, trotzdem blühen Hortensien, wilder Ingwer, Hibiskus und zig andere Stauden, der Kanal gluckert, Vögel zwitschern, die übrige Welt ist weit, weit weg.